Ich habe seit dem Tod von Robert Enke mit vielen Menschen aus meinem Umfeld darüber gesprochen, viel darüber gelesen und etliche Beiträge Fernsehen gesehen. Es gab auch differenzierte Meinungen (warum er sich nicht hat helfen lassen, die Einbeziehung anderer wie der Zugführer u. ä.). Aber Mitgefühl hatte jeder! Niemand hat sich je so daneben benommen wie manche hier!!!! Natürlich kann man (und soll) jeder seine Meinung haben. Aber wie arrogant, unwissend und herzlos kann man sein ihn als feige zu bezeichnen, ihm vorzuwerfen, er hätte einfach mal so den Zugführer und die Rettungskräfte mit hineingezogen, dass ihm seine Familie, seine Frau und seine kleine Tochter egal seien? Der Mann war krank. Er wusste keine anderen Ausweg mehr aus den Teufelskreis in dem er gefangen war. Trotz sozialen Rückhalt durch Familie und Freunde, trotz der erst kürzlichen Adoption der kleinen Tochter, trotz Erfolg, trotz guten Einkommens. Glaubt hier irgendwer, dass er sich die Entscheidung leicht gemacht hat? Einfach mal so vor einen Zug zu laufen? Feige? Er war verzweifelt! Ein kranker Mann. Und wohl niemanden sind der Lokführer, die Rettungskräfte egal. Hat das irgendwer gesagt? Robert Enke war ein sehr sensibler Mensch, hatte ein großes Herz. Unter "normalen" Umständen hätte er nie andere Personen in sein Handeln mit einbezogen und dadurch Schmerzen zugefügt. Aber er war krank, das kann man als Entschuldigung sehen oder einfach als Fakt! Ich erwarte von niemanden Äußerungen der Betroffenheit die er/sie gar nicht verspürt. Aber dann sollte man wenigstens seine Meinung mit einem gewissen Maß an Respekt äußern. Das sollte möglich sein. Denn viele sind von Robert Enkes Tod sehr betroffen. Auch ich. Und nicht weil er ein Prominenter war, nicht weil ich aus Hannover bin, nicht weil ich der Meinung bin, dass er ein hervorragender Torwart war - sondern einfach weil mir jeder Mensch leid tut und mein Mitgefühl hat, der so einen verzweifelten Weg wählt um dieser Krankheit, diesem Leidensdruck zu entfliehen. Und so geht es wohl den meisten. Robert Enkes Tod ist nicht schlimmer als einer der vielen anderen Selbstmorde. Aber sein Selbstmord ist schlimm, die Umstände die ihn dazu getrieben haben sind schlimm. Und deswegen hat auch jeder das Recht um ihn zu trauern. Ob man ihn nun persönlich kannte oder nicht. Warum darf man nicht um einen Menschen trauern der in der Öffentlichkeit stand? Ist dadurch das Gefühl der Trauer weniger gewichtig? Ja, es sterben jeden Tag sehr viele Menschen. Und jeder dieser Menschen hat es verdient, dass man um ihn trauert. Also warum nicht Robert Enke? Nein, er war kein Gott. Wer hat das je behauptet? Er war beliebt, wurde aufgrund seiner sportlichen Leistung geschätzt und deswegen wird er betrauert. Akzeptiert das doch einfach mal! Wer nicht mitfühlen kann oder will, soll es bleiben lassen. Aber vielleicht sollten sich manche angewöhnen in der einen oder anderen Situation mal einen Gang zurück zu schalten oder sich einfach mal mit dem jeweiligen Thema etwas intensiver auseinanderzusetzen. Dann würde man z. B. einen durch Depression gepeinigten und dadurch in den Selbstmord getriebenen Menschen nicht als rücksichtslosen Feigling bezeichnen. Ruhe in Frieden Robert Enke :cry: