Zeitgeist für vier

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Zeitgeist für vier

 

Das Spassmobil Smart bekommt eine zweite Sitzreihe und nennt sich dann FORFOUR. Smart-Chef Renschler über den „Allrounder für Stadt und Land“

 

Anders sein war mal die wichtigste Devise von Smart. Mit flotten Werbesprüchen brachte die Daimler-Chrysler-Tochter im Herbst 1998 das nur 2,50 Meter kurze City Coupe´ für zwei Leute auf den Markt. Da hieß es z.Bsp.: „Wie lange werden grosse Autos noch in Metern gemessen?“ Doch der Verkauf lahmte zunächst, weil der Winzling wegen Fahrwerksmängel mehrfach Schlagzeilen-trächtig von der Strasse kugelte. Nach technischen Änderungen und mit Hilfe einer riesigen Werbekampagne kam der Lifestyleflitzer ab 2000 langsam in die Gänge. Heute gilt er als chic.

Im September auf der IAA in Frankfurt stellt Smart nach City Coupe´ und Roadster die dritte Modellreihe vor: den viertürigen und viersitzigen „Forfour“. Der 3,75 Meter lange Wagen hat Frontantrieb und wird um die 11000 € kosten. Bei ihm können die Kunden unter fünf Motoren zwischen 50 kW/ 68 PS und 80 kW/ 109 PS wählen.

Der Stern sprach mit Smart-Chef Andreas Renschler, 45, über die Aussichten des Autos, das zusammen mit Mitsubishi konstruiert worden ist und im Frühjahr 2004 auf den Markt kommt.

Angetreten ist Smart einst mit der Idee vom kurzen, zweisitzigen Stadtauto mit Öko-Touch. Wird die Firma mit dem Forfour nun zum normalen Autohersteller?

Wir haben schon im Jahr 2000 beschlossen, die Marke auszubauen, weil im Kleinwagensegment, in dem nur wenige emotionale Autos angeboten werden, für uns ein grosses Potenzial steckt. Es fehlen Autos, mit denen sich die Leute identifizieren. Deshalb haben wir damals die Entscheidung getroffen, vom Einprodukt- zum Mehrprodukthersteller zu werden. Zum normalen Hersteller werden wir aber nicht. Smart steht weiterhin für unkonventionelle Lösungen und hebt sich durch typisches

Design vom Wettbewerb ab. Dabei wird es bleiben.

Wie viele wollen Sie pro Jahr verkaufen?

Etwa 80000 Stück, dann wären wir wirtschaftlich auf der sicheren Seite.

Und wie viele werden es dieses Jahr von den zwei laufenden Modellreihen?

Ich denke, dass wir die 122300 Einheiten des letzten Jahres übertreffen.

Und wen wollen Sie mit dem neuen Viersitzer ansprechen?

Smart-Fans, die mehr als zwei Personen und eine Kiste Bier transportieren wollen. Nach dem Auto für urbane Zentren und dem Roadster für die Landstrasse kommt nun der Allrounder für die Stadt und fürs Land, für Singles und für junge Familien. Zusätzlich wird es noch eine Smart-Brabus-Version geben, die jeden Skeptiker von der Sportlichkeit überzeugen wird. Der hat ordentlich was unter der Haube. Ich bin mir sicher, der Forfour wird das ganze Kleinwagensegment aufmischen. Denn die Elemente von Smart, das Unkonventionelle, all die smarten Ideen, wie wir es nennen, bleiben erhalten.

Steht beim Forfour wie beim Roadster auch der Begriff Spassmobil im Vordergrund?

Ich stelle mir vor, dass wir mit dem Forfour an jene starken Emotionen anknüpfen, wie sie einst der GTI auslöste. Doch der Forfour bietet genauso viel Funktion wie Emotion. Er bietet Platz für vier Leute –er ist sogar für fünf zugelassen- , hat vier Türen, eine Heckklappe und viel Sitzvariabilität. Und trotzdem soll es ein Auto sein, das emotional empfunden wird. Es war für uns zum Beispiel sehr wichtig, sein Gewicht unter 1000 Kilogramm zu halten. Auf diese Weise entfallen auf ein PS nur neun Kilo. Das bringt Fahrdynamik.

Wird der Zweisitzer künftig Fortwo heissen?

Das ist gut möglich.

Ist ein Forsix-Van vorstellbar?

Forsex oder wie (lacht)? Nein. Wir treten mit dem Forfour zwar in der Polo- und Fiesta-Klasse an, solche Namen würden aber nie zu einem Smart passen. Stattdessen könnten wir ein Cabrio Forsun nennen, ein Spassmobil Forfun und so weiter. Diese Art von Namensgebung wird uns in den kommenden Jahrzehnten begleiten.

 

(Stern 29/2003, Interview: Hans-Robert Richarz)