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Martin

Bericht in der Wlt am Sonntag vom 12.12.99

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Wann kommt der Smart auf Kurs ?

Renningen Der Handschlag wirkt kräftig, ebenso die Statur. Das Lachen ist jungenhaft, die Attitüde anpackend hemdsärmelig statt geschniegelt affektiert: Keine Frage, Andreas Renschler, 41, zweitgeborener Sohn eines Landwirts aus Ditzingen bei Stuttgart, ist Sympathieträger und Motivator. Genau der Richtige, fand DaimlerChrysler Chef Jürgen Schrempp, um die durch Pech und Pannen stets aufs Neue in die Schlagzeilen driftende Problemtochter MCC Smart in einem letzten Versuch doch noch mal auf Kurs zu bringen.

Als Assistent der früheren Daimler Chefs Werner Niefer und Helmut Werner erhielt der Ur Schwabe schon seit 1989 Einblick in die obersten Zirkel des Konzerns. Bald galt er als "Ziehsohn" des neuen Konzernchefs Schrempp und verdiente sich mit 35 Jahren unschätzbare Meriten bei der kniffligen Aufgabe, in der Einöde des US Bundesstaates Alabama ein Werk für die neue M Klasse aus dem Boden zu stampfen.

Aus einer bunt zusammengewü felten Truppe, zu der auch abgeworbene Toyota und Nissan Fertigungsexperten gehörten, formte Renschler ein hoch motiviertes Team. Heute ist die M Klasse ein Hit, und selbst die anfänglichen Qualitätsprobleme zweimal rangierte der Allradler in den Kunden zufriedenheitslisten des J.D. Power Instituts auf dem letzten Platz und das zu Beginn etwas billig wirkende Interieur hingen dem Jungmanager nich lange nach.

Vor seiner Berufung an die Spitze von MCC Smart im Oktober war der Auto Fan als oberster Personalentwickler dafür zuständig, den besten Talenten im DaimlerChrysler Reich eine Perspektive zu verschaffen. Ein Job, der ihm schon bald etwas zu abstrakt war. Mir fehlte die Nähe zum Produkt", gesteht er heute.

Da kam der Ruf, als Feuerwehrmann zu Smart und damit direkt an die Front zu eilen, gerade recht. Gleich im ersten Quartal 2000 werden für Renschler s weitere Aktivitäten die Weichen gestellt: Dann soll die (Konzern~Entscheidung fallen, wie und mit wem Smart die Entwicklung der dringend benötigten zweiten Baureihe vorantreiben soll. Schien der französische PSA Konzem als Partner fast schon beschlossene Sache, verdichten sich in jüngster Zeit die Gerüchte um eine Partnerschaft mit Honda über die Lieferung einer Frontantriebsplattform für einen viersitzigen Smart hinaus.

Renschler selbst hält sich zum Thema bedeckt, konzentriert sich statt dessen auf das nahe Liegende:

In diesem Jahr werden wir die als Minimalziel geplanten 80 000 Smart in Europa knapp schaffen, für das nächste Jahr wäre ich mit einem Plus von 20 Prozent zufrieden." Im Frühjahr 2000 kommt das Cabrio mit dreistufigern Vario Dach, der Diesel ist schon ab diesem Monat verfügbar. Ab 2002 könnte der Roadster mehr Emotionalität in die Marke bringen. Renschler hat den ersten Prototyp schon getestet: „ Der fährt sich wie ein Go-Kart,“

Nach inoffiziellen Quellen ist Smart inzwischen mit über drei Milliarden Mark in die Miesen gerutscht. Renschler will die Verluste pro Jahr un 30% senken.Das erreichen der Gewinnzohne sieht er erst mit der zweiten Modellreihe Viersitzer und einen neuen Zweisitzer (Heckanrtieb) und zusätzlichen Nischenmodellen wie Roadster oder Van erreichbar. Hinter vorgehaltener Hand geht man in Renningen davon aus, mit einem solchen Portfolio im Rücken weltweit über 350 000 Autos pro Jahr absetzen zu können. Den Markt für reine Zweisitzer in Europa schätzt Renschler auf 100 000 Fahrzeuge. Er sei limitiert, während zum Beispiel in Japan der Anteil noch rapide wachse.

Die Motivation der Mitarbeiter in Renningen sei hoch, registrierte der neue Smart Boss beim Amtsantritt. Worauf es ihm jetzt vor allem ankommt, ist mehr Professionalität. ,Die Zeit von Jugend forscht' ist vorbei, wir müssen endlich ein professionelles Team werden", ließ er gleich zum Arntsantritt markig verlauten. Kumpelhaft im Auftritt, hart in der Sache.MCC sei nun eine Marke innerhalb der DaimlerChrysler AG, und nichts spräche dagegen, die Ressourcen dieses Konzerns, wo immer sinnvoll, anzuzapfen. Vor allem im bislang stiefmütterlich gepflegten Vertrieb ist das auch dringend nötig. Nur etwas über 100 Smart Center hat MCC heute in Europa, durch Verzahnung mit dem DaimlerChrysler Netz sollen es bald über 200 werden. Dann wird sich auch die Situation in Frankreich entspannen, wo Smart bis heute nur sechs Verkaufsstützpunkte unterhält.

Gut läuft das Geschäft inzwischen in Deutschland, wo der Smart im September erstmals die Kleinwagenhitliste vor Lupo Ka und Twingo anführte. Auch in Italien brummt das Geschäft das Smart Center Rom ist inzwischen das erfolgreichste Europas, vor Leonberg bei Stuttgart und Rotterdam. Als neue Märkte erschließen will Renschler Portugal, Griechenland und (mit Rechtslenkern) auch Japan und Großbritannien.

Das Image von Smart als Umfaller der Nation" hält der Berufsoptimist inzwischen für überholt: Noch sind wir zwar

1 kein normaler Hersteller, aber auf dem besten Weg dorthin. Mein Ziel ist, bis Ende 2000 hier ein exzellent eingespieltes Unternehmen zu haben, das die Kundenerwartungen voll erfüllen kann."

Hat Andreas Renschler den langen Atem, Smart doch noch als profitable Marke zu etablieren, könnte sich der Bauernsohn auch auf höhere Weihen gefasst machen. Mercedes Pkw Chefjürgen Hubbert, in dessen Ära auch die Pannen um die Alüasse und den Smart fielen, geht in wenigen Jahren in den Ruhestand.

 

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