Der Smart-Zentrale droht die Verwaisung

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Gefunden im Böblinger Boten:

 

 

Der Smart-Zentrale droht die Verwaisung

 

Es war eine Botschaft, deren Verlesung irgendwann erwartet wurde: Smart muss erneut Federn lassen. Die Einstellung des Modells "forfour" soll weitere 300 Mitarbeiter in Böblingen den Job kosten. Der Standort an der Leibnizstraße scheint laut DaimlerChrysler - zunächst zumindest - nicht gefährdet.

 

 

Nachdem die Mitarbeiter am Wochenende aus den Medien erfahren haben, dass sie in Zukunft mit 300 Leuten weniger nur noch ein Modell produzieren werden, hat gestern Smart-Chef Ulrich Walker auf einer Betriebsversammlung die Belegschaft informiert, was die Aufgabe des Modells "forfour" für sie bedeutet. Über nähere Einzelheiten und Reaktionen der Betroffenen gab's keine Auskünfte. "Das sind Interna", beschied eine Firmensprecherin. Zu berichten gewesen wäre über eine "kritisch bis aggressive Stimmung", wie Betriebsratschef Pitt Moos erzählt. "Die Leute sind zurecht sauer", sagt er. "Ein Jahr lang wurde ihnen etwas vorgemacht, die Geschäftsleitung hat zum Durchhalten aufgefordert und jetzt geht doch nichts." Die Smart-Führung, so sein Eindruck, werde langsam von den Mitarbeitern nicht mehr ernst genommen.

 

Dass der Aderlass vom vorigen Jahr nicht der letzte Schritt im Genesungsprogramm war, den die Konzernmutter DaimlerChrysler (DC) ihrer Tochter Smart abfordert, hat Pitt Moss dennoch nicht überrascht. "Herr Zetsche stellt sich nicht als Opferlamm vor die nächste Hauptversammlung", war er sich sicher. Wenn man einen Stein ziehe, falle eben irgendwann einmal die ganze Pyramide.

 

Im Fall Smart bedeutet dies einen weiteren massiven Personalabbau. Nachdem anlässlich des ersten Sanierungsprogrammes im vergangenen Jahr bereits 600 Mitarbeiter den Hauptsitz in Böblingen verlassen mussten, sollen jetzt 300 weitere folgen. Von ursprünglich über 1300 Mitarbeitern bleiben dann noch 430 übrig. Die sind dann in Zukunft nur noch für ein Modell zuständig: den "fortwo", dessen Nachfolger für das nächste Frühjahr angekündigt ist.

 

Betriebsrat Pitt Moos kündigt harte Verhandlungen mit der Unternehmensleitung an. Grundlage ist die Forderung, für die Smart-Mitarbeiter auch die bei DaimlerChrysler gültigen Konditionen beim Sozialausgleich zu erreichen. Das würde bedeuten, dass die Betroffenen zwei Monatsgehälter pro Dienstjahr an Abfindung erhalten. Im vergangenen Jahr erhielten Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen mussten, nur ein halbes Monatsgehalt pro Dienstjahr.

 

Moos ist zuversichtlich, diese Forderungen durchsetzen zu können. Bei einer Milliarde Gesamtkosten, die diese erneute Sanierung koste, sei die hierfür nötige Summe "ein Klacks". "Bei uns gibt es keine so tollen Gehälter und wir haben auch keine langen Betriebszugehörigkeiten", gibt er zu bedenken. Optimistisch ist Moos auch, die Zahl der von der jetzigen Kündigungswelle betroffenen Mitarbeiter - "quer durch die Belegschaft" - auf Grund der starken Fluktuation noch zu reduzieren. "Wer woanders einen guten Job findet, geht", weiß Moos. Bisher haben diese Gelegenheit wohl mehr Mitarbeiter genutzt, als erwartet: Statt geplanten 762 Mitarbeitern zum Jahresende, seien zurzeit nur noch 730 an Bord.

 

In der Stuttgarter DC-Konzernzentrale gibt man sich noch bedeckt hinsichtlich der anstehenden Verhandlungen. Ziel sei eine "sozialverträgliche Lösung, vergleichbar mit der von 2005", sagt ein Sprecher. Man wolle versuchen, zunächst für die Mitarbeiter, deren Job wegfalle, eine Aufgabe im Konzern oder außerhalb von DC zu finden. Zur Forderung nach einer DC-Abfindung wollte der Sprecher keine Aussage machen.

 

Am Böblinger Standort möchte der DC-Konzern zunächst wohl festhalten. "Zum jetzigen Zeitpunkt", heißt es aus Stuttgart, sei nicht daran gedacht, sich aus den erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Gebäuden zurückzuziehen. Für das zehn Hektar große Gelände mit 25 000 Quadratmetern Büroflächen und 20 000 Werkstatt- und Lagerfläche besteht dem Vernehmen nach noch ein Mietvertrag bis ins Jahr 2012. Ein kleinerer Gebäudeteil wird bereits von DC genutzt. Wer in Zukunft das Gelände vor der Verwaisung retten soll, ist noch unklar. "Wir denken eher an fremde Firmen", teilt die DC-Zentrale mit.

 

 

 

 

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