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WELT: Abfahren am Broadway

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Abfahren am Broadway

 

Der amerikanische Markt soll die Zukunft des Daimler-Kleinwagens Smart sichern. Ein Stimmungstest bei den New Yorkern

Die Fahrt beginnt gleich mitten im größten Trubel Manhattans, in einem Parkhaus neben dem Times Square. Schon bei der Ausfahrt aus der Garage rufen Bauarbeiter von der gegenüber gelegenen Baustelle: "Süßes Auto, Kleine!" und: "Wo ist denn der Rest von dem Wagen?" Nur ein paar Meter weiter durch den dichten Verkehr bleiben zwei Männer in kurzen Hosen und Baseballkappen stehen. Der eine stellt sich vors Auto und fotografiert mit der Handykamera, der andere steckt den Kopf forsch durchs Seitenfenster. "Fühlt man sich da drin nicht klaustrophobisch, wenn man zwischen zwei Laster gerät?", will er wissen. Sein Kollege von draußen ruft: "Ich schwöre, mein Kinderzimmer war genauso klein wie das Auto da!"Der Smart ist für viele New Yorker ein Kuriosum. Im Vergleich zu den mächtigen Geländewagen auf den Straßen Manhattans wirkt er noch winziger als in deutschen Städten. Dazu kommt, dass sein Äußeres aus Kunststoff besteht und dass er je nach Ausführung knallbunt ist. Das erinnert viele Passanten an ein Spielzeug. Trotzdem wagt der Autokonzern Daimler nun ein für die Marke wichtiges Experiment. Er verkauft den Kleinwagen ab Januar 2008 in den USA - ausgerechnet im Mutterland der langen Überlandstrecken und dem Zuhause der Liebhaber Sprit fressender Geländewagen.

 

Für das Auto ist es die letzte Chance, sich langfristig am weltweiten Automarkt zu etablieren. Denn seit seiner Einführung 1998 hat es bisher stets Verluste eingefahren, insgesamt mehr als drei Mrd. Euro. Trotzdem hält Daimler bis heute am Smart fest und hat ihn in den vergangenen Jahren sogar in immer mehr neue Länder exportiert. Die USA sind der größte Absatzmarkt für Autos und damit die wichtigste Hoffnung des Konzerns. Nur wenn sich der Flitzer dort etablieren kann, hat er wohl auf lange Sicht Überlebenschancen.Noch vor kurzem stand das gesamte Projekt Smart auf der Kippe. Bei Daimler hieß es, das Jahr 2007 sei die Bewährungsprobe für den Wagen. Schaffe er dieses Jahr nicht den Sprung in die schwarzen Zahlen, solle die Marke eingestellt werden. Bei Daimler beteuert man nun, dies werde auf jeden Fall geschafft. Das ist vor allem einer neuen Generation des Zweisitzers Fortwo zu verdanken, die sich beim Verbraucher langsam durchsetzt. Außerdem halfen harte Einschnitte in den vergangenen Jahren, bei denen die Sparte 1200 Stellen abbaute und die Modelle Forfour und Roadster einstellte.

 

Vorerst ist der Smart gerettet. Über seine langfristige Zukunft entscheiden nun ganz wesentlich die Autokäufer in den USA. Damit diese den Wagen überhaupt erst einmal kennenlernen, rührt der Konzern momentan kräftig die Werbetrommel. Ab Dienstag stellt er ihn mit einer aufwendigen, dreitägigen Rundfahrt durch Kalifornien der Presse vor. In den vergangenen Monaten hat die US-Marketingabteilung bereits eine Tour durch 50 amerikanische Innenstädte veranstaltet und den Smart dort aufgestellt. "Wir wollen den Leuten zeigen, dass man schicke kleine Autos bauen kann, die gleichzeitig umweltfreundlich sind", sagt Jessica Gamarra, Marketingexpertin bei Smart USA. "Wer dieses Auto fährt, wird garantiert viel Aufmerksamkeit erregen."Das ist sogar noch untertrieben. Die New Yorker lieben es, auf offener Straße Leute anzusprechen und ihnen einen flotten Spruch mitzugeben. Der leuchtend rote Smart, den sich Journalisten in der Stadt schon in den vergangenen Monaten zu Testfahrten ausleihen konnten, bietet ihnen einen willkommenen Grund. Inmitten der Limousinen und Geländewagen fällt der Wagen auf. Lkw-Fahrer recken an Ampeln die Köpfe aus dem Fenster und rufen: "Mir gefällt das Auto, wie heißt es?" Taxifahrer lassen die Fenster herunter und wollen wissen, was der Smart kostet, wie viel Benzin er verbraucht und ob er umweltfreundlich ist.Verbrauch? Umweltfreundlich? Wer einen Amerikaner noch vor wenigen Jahren auf solche Themen ansprach, wurde gnadenlos ausgelacht. Doch mittlerweile hat in den USA ein Bewusstseinswechsel eingesetzt. Dafür sorgten der steigende Benzinpreis von mittlerweile gut drei Dollar pro Gallone (3,785 Liter) und zusätzlich die Initiative von Umweltschützern wie Al Gore. Immer mehr Amerikaner entscheiden sich jetzt für umweltfreundliche und kleine Autos. Im vergangenen Jahr wurden in den USA 600 000 Kleinwagen verkauft, so viele wie nie zuvor. Und der Absatz von Hybridfahrzeugen wächst seit Monaten mit hohen zweistelligen Raten.

 

Auf dieses neu erwachte Umweltbewusstsein setzt Daimler seine Hoffnungen. Damit liegt der Konzern zumindest nicht ganz daneben, urteilen Branchenexperten. "Noch vor fünf Jahren wäre es völlig aussichtslos gewesen, ein solches Auto auf dem US-Markt einführen zu wollen. Heute ist das gar nicht mal so eine schlechte Idee", sagt Ron Pinelli, Chef der Beratungsfirma Autodata in New Jersey. Ein Verkaufsargument ist, dass die USA vor kurzem die Richtlinien für den erlaubten Schadstoffausstoß verschärft haben. Der in den USA verkaufte Smart-Benziner hat einen CO2-Ausstoß von 112 Gramm pro Kilometer und damit weniger als die meisten anderen Autos. Das soll ihm helfen, sich einen Platz in den Herzen und Garagen der Amerikaner zu erobern.

Es gibt erste Signale dafür, dass ein erfolgreicher Marktstart tatsächlich gelingen könnte. Und das, obwohl der Smart mit einem Startpreis von 11 590 Dollar (8115 Euro) nicht ganz billig sein wird. Mut macht sich Daimler vor allem mit den Erfahrungen der Markteinführung in Kanada. Dort kam das Auto Ende 2004 erstmals in den Handel. Damals setzte sich der Mutterkonzern das vorsichtige Ziel, innerhalb von drei Jahren 3000 Stück verkaufen zu wollen. Heute sind bei den nördlichen Nachbarn der Amerikaner allerdings bereits 10 000 Stück ausgeliefert worden.In den USA ist das Interesse offenbar noch viel größer. Es sind bereits 30 000 Vorbestellungen bei Smart USA eingegangen. Ein gutes Zeichen, urteilt Pinelli. "Auch, wenn das noch lange nicht heißt, dass alle 30 000 Leute das Auto tatsächlich am Ende auch kaufen." Zumal sich die US-Interessenten wohl auf lange Wartezeiten einstellen müssen. Denn der Smart wird weltweit nur in einer einzigen Fabrik produziert. Die liegt in der französischen Stadt Hambach, und von dort aus müssen inklusive der Vereinigten Staaten demnächst 37 Länder versorgt werden.Mit dem Smart will Daimler sich vor allem gegen zwei Konkurrenten in Stellung bringen. Einerseits gegen den Mini von BMW, der als der klassischste und eleganteste unter den Kleinwagen gilt und in den USA erfolgreich ist. Und gegen Toyotas Hybridwagen Prius, von dem in diesem Jahr teilweise pro Monat die Rekordzahl von rund 20 000 Stück verkauft wurde. Wie genau der Smart gegen die beiden Konkurrenten positioniert werden soll, bleibt allerdings unklar. "Wir wollen uns nicht auf eine Botschaft festlegen, sondern die Vorteile der Konkurrenten in einem Wagen vereinbaren", sagt Marketingfrau Gamarra. Der Smart vereinbare "Funktionalität mit Emotionalität".Die größte Herausforderung ist und bleibt allerdings, dass der Absatzmarkt für den Wagen innerhalb des Landes "geografisch stark begrenzt" sei, sagt Branchenexperte Pinelli. "Er eignet sich nur für Großstädter, die kurze Strecken fahren, und wird wohl vor allem an der Ost- und Westküste verkauft werden, denn dort haben die Leute das größte Umweltbewusstsein." Weil er nur über zwei Sitze verfüge, sei die Kundschaft außerdem - wie überall auf der Welt - weitgehend auf die Singles begrenzt.Reich wird Daimler vom Smart-Verkauf in den USA wohl auch aus einem anderen Grund nicht: dem Wechselkurs. Weil der Wagen nur in Frankreich produziert wird, müssen Löhne und Bauteile in Euro gezahlt werden. Die in den USA verkauften Smarts werden dagegen von den Kunden in Dollar bezahlt. Beim Wechselkurs von fast 1,44 Dollar pro Euro bleibt Daimler nur ein hauchdünner Gewinn, ist aus dem Konzern zu hören.

 

Die New Yorker Passanten kümmern Dinge wie der Wechselkurs nicht. Die meisten Frauen finden das Auto "total süß" und wollen wissen, wann und wo sie selbst eines kaufen können. Manche sind regelrecht enttäuscht, dass man es nicht sofort kaufen und "in die Handtasche stecken" kann, sagt eine junge New Yorkerin aufgeregt. Männer dagegen fragen eher, ob er "gut auf der Straße liegt" und ob der Motor vorne oder hinten sitzt.

Auf der Feuerwache im Stadtteil Harlem schart sich eine ganze Gruppe neugieriger Feuerwehrmänner um den Wagen, der als leuchtend rote Version fast wie die Miniatur-Ausgabe eines Feuerwehrautos aussieht. Die Männer fuhrwerken so lange an der Motorhaube herum, bis einer die Abdeckung in der Hand hält. "Das ist ja alles Plastik!", ruft er verblüfft und setzt die Motorhaube wieder ein.

 

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Für GV ohne Horst S.!*

 

*GV = Grevenbroich • Horst S. = Horst Schlimm, Schlamm, Schlämmer

 


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