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Fraro

Erste Hilfe: Populäre Irrtümer.

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Ich habe gerade einen sehr interessanten Artikel zum Thema "Die Mythen der Ersten Hilfe" bei Spiegel-Online gefunden.

 

Ich fasse die Mythen hier mal zusammen:

 

Die Qualität von Erste-Hilfe-Kursen ist schlecht. So schlecht, dass kaum ein Laie Leben retten kann. Neue Studien belegen: Längst widerlegte Mythen werden weitergegeben, die Übungen decken sich kaum mit der Realität. Was man sich für den Notfall nicht merken sollte.

 

Bis heute lernt man, dass hochgelagerte Beine, Dreiecktücher und die stabile Seitenlage die Allzweckwaffen eines jeden Ersthelfers sind.

 

Doch das stimmt schon lange nicht mehr. Die größten Mythen und Märchen der Ersten Hilfe:

 

 

"Die stabile Seitenlage ist am allerwichtigsten."

 

Notfallmediziner Jan Breckwoldt ist sich sicher: "Die stabile Seitenlage wird in den Lehrgängen überbewertet! Sie ist wesentlich seltener nötig, als die Kurse das suggerieren." So drehen oft Ersthelfer den Patienten auch dann auf die Seite, wenn eigentlich eine Wiederbelebung notwendig wäre. Ein weiteres Problem ist die in den Kursen oft sehr komplizierte Anleitung zur Stabilen Seitenlage. Schon 1997 veröffentlichte das European Resuscitation Council die Aussage, dass es völlig egal ist, wie die Stabile Seitenlage hergestellt wird.

 

Bis heute erklären Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit Hilfe von nicht weniger als sieben Bildchen komplizierte Handgriffe mit angewinkelten Armen oder hochgestellten Beinen, um den Patienten in die Stabile Seitenlage zu bringen. Dabei sind nur zwei Dinge wichtig: Der Mund muss der tiefste Punkt des Körpers, der Kopf überstreckt sein.

 

"Stabil" ist ein Patient trotz Seitenlage noch lange nicht - die Atmung muss ständig überprüft werden, denn es könnte jederzeit zu einem Atemstillstand kommen.

 

 

"Im Zweifel lieber gar nichts unternehmen!"

 

Hansjörg Lob, Ausbilder für Erste Hilfe beim DRK Freiburg: "Liegt ein Mensch vermeintlich tot am Boden und man macht nichts aus Angst vor Fehlern, ist das totaler Unsinn. Toter als tot geht nicht." Nur ein Fehler sei wirklich verhängnisvoll: nichts tun. Übrigens: Der Gesetzgeber schützt Ersthelfer explizit. So mancher Kursleiter hält potentielle Ersthelfer durch das Aufbauschen rechtlicher Probleme sogar vom Helfen ab: "Sie konfrontieren den Teilnehmer mit Problemen, über die er sich vorher gar keine Gedanken gemacht hat", sagt Notarzt Burkhard Dirks von der Universität Ulm.

 

 

"Bloß nicht den Helm abnehmen!"

 

Die ersten Diskussionen über die Helmabnahme reichen bis in die siebziger Jahre zurück. Fakt ist: Stellt man bei einem verunfallten Motorradfahrer fest, dass er nicht ansprechbar ist, gilt "HONDA" ("Helm ohne nähere Diagnose abnehmen"). "Das gilt ohne Wenn und Aber", betont Notarzt Jan Breckwoldt von der Berliner Charité. "Man sollte den Helm unter Schutz der Halswirbelsäule abnehmen. Der Kopf darf nicht zur Seite fallen. Am Kinn zu ziehen, macht für den Ersthelfer wenig Sinn. Ist man zu zweit, geht es einfacher."

 

 

"Erst der Patient, dann der Notruf!"

 

Die Richtlinien der Fachgesellschaften sind eindeutig: Atmet ein Patient nicht normal, verständigt der Ersthelfer umgehend den Rettungsdienst, erst dann ergreift er weitere Maßnahmen. Zusätzlich wird empfohlen, laut um Hilfe zu rufen - zu zweit kann man besser helfen; so kann etwa ein Helfer den Notruf absetzen, während der zweite Helfer mit der Herzdruckmassage beginnt. Die Charité-Studie hat herausgefunden: 70 Prozent der Ersthelfer waren zum Zeitpunkt des Notfalls alleine.

 

 

"Die Herzdruckmassage kann unterbrochen werden."

 

Wenn sich Notfallmediziner bei einem Thema einig sind, dann hier: Bei einer Wiederbelebung ist die Herzdruckmassage am wichtigsten, sie darf deshalb nicht unterbrochen werden. Eine gute Druckmassage verdreifacht die Überlebenschance, belegen Studien. Die Frequenz sollte bei 100 Druckmassagen in der Minute liegen. Verschlungene Finger sehen im Fernsehen toll aus: Im Ernstfall ist die Position der Hände völlig egal.

 

 

"Ist der Patient leblos, sofort beatmen!"

 

Gerade vor der Atemspende scheuen sich aus Ekel und Angst vor Ansteckung viele Laienhelfer. Jan Breckwoldt, Notarzt an der Charité: "In den ersten drei Minuten ist es vollkommen untergeordnet, ob beatmet wird oder nicht. Da ist vom Laienhelfer nicht mehr als die Druckmassage gefordert."

Einige Anzeichen deuten darauf hin, dass es für die Wiederbelebungswahrscheinlichkeit des Patienten sogar besser sein könnte, wenn Laien zunächst nur die Herzdruckmassage durchführen.

 

 

"Bei massiven Blutungen abbinden!"

 

Bindet man etwa mit Absperrband, einem Handtuch oder Schal einen Arm ab, verklumpt das Blut in den Gefäßen - das kann zu erheblichen Komplikationen beim Wiederöffnen führen. Auch ist die Gefahr groß, dass Sehnen oder Nervenfasern verletzt werden. Stärkere Blutungen lassen sich optimal mit einem Druckverband versorgen. Bei massiven Blutungen sollten Laienhelfer auch ans Abdrücken oder einfaches Hochhalten denken.

 

(Einwurf Fraro: Was ich allerdings bei abgerissenen Gliedmaßen machen soll, sagt der Artikel nicht. Ein abbes bein blutet ja auch gerne, und wo ich da den Druckverband anlegen soll, ist mir eher unklar...)

 

 

"Bei Verbrennungen eiskaltes Wasser!"

 

Ein häufig gelehrter Fehler in Erste-Hilfe-Lehrgängen: Eiskaltes Wasser über Brandverletzungen laufen lassen. Zwar ist die Wasserkühlung richtig, doch sollte dafür lauwarmes Wasser verwendet werden. Leitungswasser ist nur etwa sechs bis acht Grad warm. Brandwunden nicht mit Eis kühlen.

 

 

"Ein Ersthelfer muss den Puls überprüfen."

 

Ein Mythos, der sich standhaft hält, ist die Pulskontrolle. Fakt ist: Die Fachgesellschaften raten in ihren Richtlinien Laienhelfern schon seit Jahren von der Kontrolle des Pulses ab. Der Erkenntnisgewinn ist gering, die Prüfung nicht ganz so einfach, wie mancher Helfer denkt. Atmet der Patient abnormal oder gar nicht, wird ohne Kontrolle des Pulses eine Herz-Lungen-Wiederbelebung eingeleitet. Diese darf bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes für eine Pulskontrolle nicht unterbrochen werden.

 

 

"Beine hochlegen hilft immer."

 

Die Schocklage ist einfach und deshalb bei Ausbildern wie Ersthelfern äußerst beliebt. Doch bei bestimmten Erkrankungen wie einem Herzinfarkt oder massiver Luftnot kann der Patient Schaden nehmen. Geeignet ist die Schocklage bei der einfachen Kreislaufschwäche, etwa bedingt durch zu niedrigen Blutdruck.

 

 

"Die fünf W-Fragen sind beim Notruf entscheidend."

 

Sie kleben in jeder Telefonzelle und werden in der Grundschule unterrichtet: die W-Fragen. Doch eine Rettungsleitstelle ist keine Taxizentrale. Rettungsassistenten mit einer speziellen Fachweiterbildung koordinieren die Notfalleinsätze von Computerarbeitsplätzen aus. Sie entscheiden auf Grundlage des Notrufes, ob ein Fahrzeug ausrückt oder nicht, der Rettungswagen mit Blaulicht und Martinshorn kommt oder ein Notarzt mitgeschickt wird.

 

Um keine wertvolle Information zu vergessen, muss sich der Anrufer nur ein Wort mit "W" merken: Warten! Der Disponent fragt so lange, bis er alle relevanten Daten gesammelt hat. Unterstützt wird er hierbei in den meisten Fällen von modernen Computerprogrammen, die je nach Notfallsituation auch vom Meldeschema abweichende Angaben verlangen. Statt W-Fragen deshalb merken: Niemals selbst auflegen - das Telefongespräch beendet immer die Leitstelle.

 

 

"Wer die Reanimation begonnen hat, soll sie fortsetzen."

 

Studien haben gezeigt, dass nach zwei Minuten die Qualität der Herzdruckmassage deutlich nachlässt. Deshalb empfehlen Notfallmediziner, den Helfer auszutauschen, sofern mehrere Personen zugegen sind. Wichtig ist: Die Herzmassage ist bei klinisch toten Patienten die wichtigste Maßnahme der Ersten Hilfe überhaupt. Deshalb sollte der Wechsel zwischen den Helfern ohne größere Unterbrechungen erfolgen.

 

 

"Knochenbrüche müssen geschient werden."

 

Schienungsmaterial des Rettungsdienstes ist einfachen Ästen überlegen. Bis zum Eintreffen des Rettungswagens genügt eine simple Ruhigstellung und die Kühlung der Verletzung.

 

 

"Man muss mit den Fingern abmessen, wo genau bei einer Reanimation auf das Brustbein gedrückt werden muss."

 

Wacker hält sich in Erste-Hilfe-Kursen die Aussage, dass man mit einem komplizierten Fingermodell den richtigen Druckpunkt suchen muss. Richtig ist: Der Druckpunkt liegt ungefähr in der Mitte des Brustbeins. Abmessen muss man den nicht.

 

Quelle


Wenn es klemmt, wende Gewalt an. Wenn es kaputt geht, hätte es sowieso erneuert werden müssen.

 

City Coupé cdi, Bj. 2001 255960.png

 

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find ich als sani gut das sowas mal jemand postet und sich auch gedanken darum macht.

 

zu dem abgetrennten gliedmaßen, meistens ziehen sich die adern zusammen, aber selbst wenn nicht ist eine art druckverband möglich, einfach mit einer sterilen kompresse (im idealfall) fest auf die wunde drücken, hat man nichts steriles zur hand zumindest etwas sauberes benutzen, verbluten ist wohl schlimmer. gut bei grösseren "stümpfen" vielleicht etwas schwierig, aber versuchen muss man es trotzdem.

 

für den druckpunkt hab ich nen dicken edding im koffer, dann kann man den schön mackieren, damit auch unausgebildete wissen wo man drücken muss.

 

zum beatmen fällt mir ein, legt euch am besten so ne kleine maske mit rückschlagventil zu, gibts in apotheken, kosten nicht die welt, ist sehr hilfreich wenn man sich vor sowas ekelt. ich selbst hab dafür nen ambu-beutel im auto.

 

 

gruss,

 

mikkes

[ Diese Nachricht wurde editiert von mikkes am 09.04.2008 um 18:00 Uhr ]


knitterfreies kugeln und würfeln, mikkes

mikkessig.jpg

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Zum ersten Punkt: DRK und Konsorten unterrichten seit Januar 2007 die vereinfachte Variante ;-)

 

Grüße vom Ersthelfer

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NIEHELTZ >>> formerly known als nbruech

Zwei Fast Vier You!

 


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