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Gefunden bei stuttgarter-zeitung.de:

 

China-Smart Intuga

Der kleine Stromer

 

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Smart-Optik mit Trabi-Qualität: ein chinesisches Kleinwagenplagiat wird in Schorndorf aufgepeppt

 

Schorndorf/Wernau - Die Region Stuttgart ist um eine Automarke reicher. Intuga heißt ein Elektromobil, das von Wernau aus den Weltmarkt erobern soll. Die Bedingungen: der chinesische Karosserielieferant spielt mit – und der schwäbische Konkurrent Mercedes hält still.

 

Schorndorf ist ein guter Ausgangspunkt, um Automobilgeschichte zu schreiben. 1834 kam in einem Fachwerkhaus Gottlieb Daimler zur Welt. 174 Jahre später wurde in einem Klinkerbau ein Baby geboren und auf den Namen Intuga getauft. Intuga steht für vier Charaktermerkmale: intelligent, umweltbewusst, global, autark. Ein echtes Wunderkind.

 

Der Name stand nach 20 Minuten fest

 

Der Vater des süßen Kleinen ist ein 33-jähriger Mann mit einem ebenso kahlen wie kreativen Kopf. Jan Hetzel ist laut Visitenkarte "Produkt-Manager Reva Energy-Team". Das klingt rasant, und so ist Hetzel auch unterwegs: schwarzer BMW, flinkes Mundwerk, gesundes Selbstvertrauen. "Für die Namensfindung habe ich 20 Minuten gebraucht", sagt er. Seine Frau wünschte sich einen VW Tiguan. "Hört sich gut an", dachte Hetzel, spielte ein bisschen mit den Buchstaben hin und her, dann hatte er eine neue Automarke erfunden.

 

Noch ist der Intuga ein Einzelkind. Oder fachlich korrekt ausgedrückt: ein Prototyp. Doch er soll bald viele Geschwisterchen bekommen – bis Dezember zehn, 2009 hundert, und von 2010 an jährlich 500. Um diese karnickelartige Vermehrung zu ermöglichen, baut Hetzels Arbeitgeber, der Batteriespezialist Reva, neben dem Wernauer Stammsitz ein Werk für 40 Mitarbeiter. Wird der Intuga ein deutsches Auto? "Wir streben mindestens 40 Prozent Wertschöpfung in Europa an", antwortet der Projektmanager Hetzel. So liefert die Sitze, "wenn alles gut läuft", die Firma Recaro aus der Nachbarstadt Kirchheim unter Teck.

 

Üble Qualität

 

Die Basis für den Intuga wird allerdings vier Wochen lang über den Ozean nach Hamburg geschippert und von dort aus nach Wernau weitergekarrt. Der Flybo 6000 ZK ist eine strombetriebene Kunststoffkiste, die dem Smart Fortwo aus dem Hightechhaus Mercedes äußerlich verblüffend ähnlich ist, aber bestenfalls die inneren Werte eines Trabi besitzt. Die billige Kopie wird in der chinesischen Provinzhauptstadt Jinan aus Glasfasermatten und flüssigem Kunstharz zusammengeflickt. "Ja, der Flybo ist ein Smart-Plagiat", gibt Hetzel unumwunden zu. "Und die Verarbeitungsqualität ist übel."

 

Jan Hetzel und sein Chef Dieter Schweitzer wussten, dass in den Hallen der Firma Shandong Pioneer keine Autos gebaut werden, die Vergleichstests gewinnen. "Unser Motto lautete ursprünglich: Hauptsache, wir haben unseren Spaß gehabt", sagt Hetzel. Die Dienstreise als Extremsport: am 17. Dezember 2007 landete die schwäbische Zweimanndelegation nach einem 13-stündigen Flug um 10.30 Uhr Ortszeit in Jinan. Als Hetzel und Schweitzer um 16 Uhr wieder gen Heimat starteten, hatten sie eine Fabrik besichtigt, mit ihren neuen chinesischen Geschäftspartnern gespeist und für ein paar Tausend Dollar einen Flybo 6000 ZK gekauft. Aber das war erst der Anfang des Abenteuers.

 

Die Jungfernfahrt war lebensgefährlich

 

Lebensgefährlich wurde es für Jan Hetzel, als er mit seinem vermeintlichen Chinakracher zur Jungfernfahrt aufbrach. Der Flybo lenkte sich wie ein Vierzigtonner und bremste wie ein Tretroller. Keine Schraube war ordentlich angezogen, die Antriebswelle hatte Spiel, die Lenkstange war falsch montiert, und die Elektrokabel waren nicht isoliert. Mitten im Schurwald schaltete sich der vier PS starke Elektromotor an einer Steigung wegen Überhitzung ab. "So ist der Wagen nicht verkehrssicher", erkannte Hetzel, der bereits einen Stand auf der "Ever" in Monaco gemietet hatte, Europas größter Messe für Ökoautos. Bis dahin blieben drei Wochen Zeit.

 

Glücklicherweise hat Hetzel einst in Schorndorf die Gottlieb-Daimler-Realschule besucht, an der autovernarrte Jungen zu autoverrückten Männern heranreifen. Mit seinen ehemaligen Klassenkameraden trifft sich der Reva-Manager jeden Freitagabend in einer Kneipe, die sich schlicht "Die Bar" nennt. Hetzel trank dort eine Schorle weiß-sauer und erzählte von seiner elektrischen Nuckelpinne, die ihm viel Kummer bereite. "Ein einfacher Freund versucht, mit dir über deine Probleme zu reden. Ein wahrer Freund versucht, dir bei deinen Problemen zu helfen", heißt es. Jan Hetzel hat wahre Freunde.

 

Sein Kumpel Ingo Nothdurft besitzt eine kleine Privatwerkstatt, die jedes Schrauberklischee erfüllt: Werkzeug am Boden, Reifenstapel in der Ecke, Bikinischönheit an der Wand. Nach Feierabend schraubt der Karosseriebauer Nothdurft hier normalerweise an seinem Porsche Carrera herum. Doch nun galt es, Kumpel Jan Beistand zu leisten.

 

Die Schorndorfer Clique zerlegte den Flybo in sämtliche Einzelteile und ersetzte rund 150 Komponenten durch hochwertigeres Material. Auch die Hülle blieb nicht unangetastet. Damit der China-Smart nicht mehr gar so smartig daherfährt, wurden Frontschürze, Heckklappe, hintere Seitenscheibe, Kühlergrill und Scheinwerfer in mühsamer Handarbeit neu gestaltet. Schließlich wurde die weiße Kunststoffschale gelb-blau lackiert. Drei Wochen lang, oft bis tief in die Nacht, waren die Hobbyentwickler mit dem Umbau beschäftigt. Dann hatten sie den Flybo in einen Intuga verwandelt.

 

Kleiner Star auf der Messe

 

Ab ging’s an die Côte d’Azur. Glaubt man Jan Hetzel, hat der schwäbische Frischling den etablierten Autobauern in Monaco die Schau gestohlen. Bei der Ökomesse stand der Intuga neben dem Toyota Prius und einem 7er-BMW mit Wasserstoffantrieb. "Très jolie!", sehr hübsch, sollen die Besucher verzückt gerufen haben, als sie den kleinen Stromer erblickten. "Es war Wahnsinn", sagt Hetzel. "Ich hätte täglich hundert Bestellungen aufnehmen können." Noch in Monaco entschied die Reva-Geschäftsführung, den Intuga in Serie zu fertigen.

 

Bis das Wernauer Elektromobil fit für den Weltmarkt ist, wird es einige Trainingsrunden drehen müssen. Noch knarrt es im Getriebe, sobald man aufs Gas tritt. Bei einer Spritztour übers Schorndorfer Kopfsteinpflaster ist im Rücken spürbar, dass die Stoßdämpfer ihren Namen nicht verdienen. Und beim Ampelstart wird der Zweieinhalbmeterwinzling von jedem Radfahrer locker versägt. Durch die schweren Akkus unter den Sitzen wiegt der Intuga eine Tonne, entsprechend zaghaft fällt die Beschleunigung aus.

 

Die Macken sollen bald beseitigt werden

 

"Die Macken werden wir in den kommenden Monaten beseitigen", verspricht Hetzel. "Der Intuga wird technisch auf dem neuesten Stand sein." Künftig soll nur die Karosserie aus China geliefert werden, die Antriebseinheit will Reva hingegen vom taiwanesischen Spezialisten PHET beziehen. "Dem Elektromotor gehört die Zukunft", meint Hetzel. Die Fakten stützen diese These. Keine Verbrennungsmaschine, die jemals erdacht wurde, arbeitet auch nur annähernd so effizient. Selbst moderne Dieselmotoren setzen nur gut ein Drittel des Kraftstoffs in Vortrieb um, der Rest verpufft wirkungslos.

 

Der Stromantrieb dagegen folgt den Gesetzen des Elektromagnetismus, mit einem Wirkungsgrad von nahezu hundert Prozent. Folgerichtig hat er sich bei der Bahn durchgesetzt, wo die Energie per Oberleitung geliefert wird. Elektroautos haben hingegen aufgrund mangelnder Speicherkapazitäten bisher nicht den Aufstieg zum Massenverkehrsmittel geschafft.

 

Zehn PS in der Sportversion

 

Das will der Batteriespezialist Reva bald ändern. Vom kommenden Jahr an wird der Intuga in zwei Varianten angeboten: Mit einem einfachen Bleiakku für 6500 Euro und mit einem Lithium-Polymer-Akku für rund 10.000 Euro. In dieser Sportversion soll der Zweisitzer immerhin rund zehn PS leisten, bis zu 90 Sachen machen und erst nach 180 Kilometern an die Steckdose müssen – wenn man die Heizung ausschaltet und nicht rast. Dass solche Fahrzeuge gefragt sind, steht für Jan Hetzel fest. "Umweltbewusst denkende Menschen werden den Intuga kaufen, aber auch Kommunen und Firmen."

 

Die Konkurrenz ist überschaubar. Kein einziger deutscher Hersteller hat ein Elektroauto im Programm, nur der norwegische Think und der indische Greeny sind ähnlich gestrickt wie der Intuga. Mercedes lässt zwar testweise hundert Elektro-Smarts emissionsfrei durch London rollen, doch die Serienfahrzeuge sind nach wie vor mit Schadstoff ausstoßenden Verbrennungsmotoren bestückt. Am liebsten, sagt der Reva-Mann Hetzel, hätte sein mittelständisches Unternehmen mit dem Stuttgarter Weltkonzern kooperiert. Doch auf die Annäherungsversuche aus Wernau habe Mercedes spröde reagiert: "Deswegen haben wir uns in China umgeschaut."

 

Mercedes kündigte juristische Schritte an

 

Was Jan Hetzel und sein Chef Dieter Schweitzer im fernen Osten gefunden haben, gefällt wiederum dem mächtigen Nachbarn nicht. Nachdem die Zeitschrift "Auto-Bild" im vergangenen Monat über den Import des Flybo 6000 ZK berichtet hatte, landete prompt ein Schreiben mit dem Betreff "Geschmacksmusterrecht" in Wernau. Darin kündigt Mercedes juristisch Schritte an, falls Reva einen Smart-Klon verkaufe. "Wir haben eine starke Position bei unseren Design- und Markenrechten, die wir vollständig ausschöpfen, um Plagiate zu verhindern", sagt die Unternehmenssprecherin Susanne Klauser.

 

Die Drohung ist ernst gemeint. Mercedes hat in der Vergangenheit mehrfach Nachbauten seines Kleinwagens beschlagnahmen lassen. Und dies, sagt Susanne Klauser, sei auch im Fall Reva denkbar. Der Intuga-Erfinder Hetzel gibt sich betont gelassen: "Unser Wagen sieht ganz anders aus als ein Smart." Ob Mercedes diese Einschätzung teilt?

 

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I love you all!

 

smartsigvk6.jpg :-D

 

Für GV ohne Horst S.!*

 

*GV = Grevenbroich • Horst S. = Horst Schlimm, Schlamm, Schlämmer

 


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Schönes "Vorher - Nachher"-Foto. Aber was ist Vorher, was Nachher? :lol:

 

 


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Ich frage mich nur, warum man ein gutes Auto von den Chinesen schlecht kopieren lässt und dann in "mühevoller Handarbeit" wieder ein Etwas daraus zu basteln, dass in Europa hoffentlich erst auf den zweiten Blick ausgelacht wird...? :-?

In der Zeit hätte man doch auch eigenständig etwas besseres zusammenbasteln können... :roll:

 

Gruß

Salzfisch

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signatur7lr5.jpg

Smart CDI (RPF), Ez 06/2001, 132.xxx km, Durchschnittsverbrauch 4,1 l/100 km

 

[ Diese Nachricht wurde editiert von Salzfisch am 08.08.2008 um 13:45 Uhr ]


eeaj7s4f.jpg

Smart CDI (RPF), Ez 06/2001, 340.xxx km, Durchschnittsverbrauch 3,9 l/100 km

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